Bastian Schmidt
Wieviel Leistungsdruck willst du ertragen?
Aktualisiert: 24. Jan. 2021
An all die (männlichen) Führungskräfte da draußen:
Kommt euch das Folgende irgendwie bekannt vor? Ihr kommt morgens ins Büro, seht euch mit stetigem Leistungs- und Umsatzdruck in eurer Position konfrontiert, müsst euren Vorgesetzten gegenüber ständig Rechenschaft ablegen, übersteigerten Erwartungen eurer Kunden und teilweise auch euer Mitarbeiter gerecht werden – dazu der wachsende Druck, die eigene Familie ernähren zu wollen (oder gar zu müssen), in Konkurrenz mit anderen Führungskräften zu stehen und dabei immer noch ihr selbst zu sein.
Wahnsinn, allein während ich diese Auflistung schreibe, zieht sich mir in der Magengegend alles zusammen und ich erinnere mich selbst an meine Zeiten in Führungspositionen. An all den Druck, den ich selbst spürte; zum Teil von Außen und zum Teil innerlich geschaffen durch zu hohes Anspruchsdenken an mich selbst.
Unser Bild von Führung ist überholt
Unser gesellschaftliches Verständnis von Führung ist nach wie vor durchzogen von alten und längst überholten Rollenbildern des Mann-Seins. Davon, was Männer in Führungspositionen tun (oder auch nicht tun) und leisten sollten: Finanzieller Erfolg, Karrierismus und das ständige Messen und Vergleichen mit denjenigen, die vermeintlich erfolgreicher sind als wir. Und was machen wir daraus? Wir leisten und leisten einfach noch mehr und haben zwangsläufig das Gefühl, all den Erwartungen irgendwann nicht mehr gerecht werden zu können und daran zu zerbrechen. Und damit letztlich in unserer Männlichkeit zu versagen. Was könnte es Schlimmeres für uns Männer geben? Scheitern und Versagen im Job wird nach wie vor zum Tabu und zum Stempel männlichen Versagens deklariert und steht symbolisch für ein gleichermaßen überholtes wie leider immer noch vielfach gelebtes Männerbild in Führungspositionen.
Doch was bedeutet es eigentlich, zu „scheitern“?
Für mich selbst brauchte es erst ein Burn-out, um mich damit auseinanderzusetzen, was Glück und Erfolg für mich wirklich bedeuten. Auch ich „scheiterte“ vermeintlich an Umsatzdruck und Leistungsdenken. Als ich mich aus purer Selbstfürsorge dazu entschied, meine Führungskarriere zu beenden, begleitete mich der Gedanke daran, versagt zu haben, eine ganze Weile und nagte an mir. Ich hatte das Gefühl, nicht den Erwartungen meiner Vorgesetzten entsprochen zu haben, nicht so erfolgreich wie meine Kollegen gewesen zu sein. Am Ende aber erkannte ich, dass ich erst durch den Weg des „Scheiterns“ verstehen durfte, wo meine wirklichen Potentiale liegen und wohin das Leben mich führen möchte. Erfolg und Lebensglück, das war meine Erkenntnis, liegen eben nicht in Zahlen und im gegenseitigen Kräftemessen begründet, sondern in dem, was dich zutiefst innerlich glücklich macht.
Corona wirkt dabei aktuell wie ein Brandbeschleuniger für all die überholten Rollenbilder männlicher Führung: Der Umsatzdruck wird stetig größer, Stellen werden abgebaut, mancher Unternehmer steht gar vor der Insolvenz. Doch das ist kein Scheitern! Der Ruf nach Selbstfürsorge wird einfach nur lauter. Erfolg ist eben immer auch eine Frage der Perspektive. Wozu gibt es das Konzept der „Fuck-up-Nights“, bei dem erfolgreiche Unternehmer von ihren gescheiterten Projekten berichten? Erst das vermeintliche Scheitern zeigt uns Männern oft unsere eigenen Themen auf und verbindet uns mit der wahren Führungskraft in uns. Während Frauen sich tendenziell deutlich früher dem Weg in die Heilung der eigenen (Gefühls-)Prozesse öffnen, brauchen wir Männer es manchmal, erst mit der „Schnauze im Dreck“ zu liegen, bevor wir Hilfe annehmen, bevor wir mit Freunden über das reden, was uns wirklich beschäftigt und uns neuen Lösungen öffnen.
Äußere Führung folgt stets der Inneren Führung
Männer, wacht endlich auf! Je länger ihr dieses Spiel mitspielt, desto mehr bestärkt ihr es. Führung der Neuen Zeit braucht nicht noch mehr Leistungsdruck. Sondern sie braucht dringend einen Perspektivwechsel: Erst wenn wir unsere innere Führung erkennen und annehmen, werden wir zu erfolgreichen Führungskräften auch im Außen und damit in unseren Unternehmen. Als reflektierte Führungskraft verbindest du dich zuallererst mit deiner Selbstfürsorge, bevor du andere Menschen führen kannst. Doch genau darin liegt für uns Männer die größte Herausforderung, denn das bedeutet, nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen zu fühlen.
Wie steht es um deine Selbstfürsorge? Spürst du dich selbst – oder funktionierst du nur noch? Wie du dein Ziel zu neuer und intuitiver Führung erreichst und dabei rausgehst aus deinem Leistungsdruck, erfährst du hier ganz konkret: